Das Thema Zecken betrifft uns praktisch (jagd)täglich. Gut gemeinte Ratschläge auf diversen Websites („meiden Sie hohes Gras…“), helfen uns nicht weiter. Nach einem Ansitz ohne Zeckenschutz konnte ich schon mal sieben Zecken aus meinem Körper rupfen. Zeckenschutzmittel gibt es viele. Tests dazu auch. Beim Lesen dieser Tests und einem Blick auf die Wirkstoffe der Testkandidaten zeigt sich, dass die Zahl der zur Anwendung kommenden Wirkstoffe begrenzt ist. Viele Produkte unterscheiden sich deshalb oft nur in der Wirkstoffkonzentration und im Preis.

Die Tests, anhand derer die Wirksamkeit der Mittelchen ermittelt wurde, sind unter Laborbedingungen entstanden. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich die dabei gewonnenen Ergebnisse auf die Realität, insbesondere auf den Jagdalltag, übertragen lassen. Um diese Frage zu klären, habe ich beschlossen eine eigene Testreihe durchzuführen um herauszufinden, welches (für uns Jäger) das geeignetste Zeckenschutzmittel bzw. die geeignetste Methode der Anwendung ist. Aber zuvor habe ich diverse Testberichte, die im Netz verfügbar sind, ausgewertet um daraus ein optimiertes Testszenarium zu entwickeln und durchzuführen.

Im ersten 1. Teil dieses Artikels werte ich unabhängige Testergebnisse aus und beschreibe, was in einigen gängigen Produkten enthalten ist. Im 2. Teil dieses Artikels (geplant für 2017) werde ich einen systematischen Selbsttest durchführen um die Wirksamkeit im jagdlichen Praxisalltag zu untersuchen.

Schutzmethoden

Im Wesentlichen gibt es zwei wirksame Schutzmethoden: Entweder der eigene Körper, also die Haut, wird gegen Befall durch Zecken geschützt oder die darüber liegende Kleidung wird abweisend imprägniert und verhindert so, dass die Tierchen gar nicht erst bis zur Haut vordringen. Natürlich ist auch eine Kombination beider Verfahren möglich, also die Verwendung eines Haut- und eines Kleidungsschutzes. Eine gleichzeitige Nutzung als Haut- und Kleidungsschutz mit nur einem Mittel ist weniger sinnvoll, dazu später.

Andere Schutzmethoden, wie beispielsweise spezielle Räucherspiralen sind, falls überhaupt wirksam, für den Jäger praxisfern und werden in diesem Artikel nicht betrachtet.

Mückenschutz ist nicht gleich Zeckenschutz

Hinsichtlich des Schutzes gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Mücken und Zecken:

Wir haben es zunächst mit sehr unterschiedlichen Tierchen zu tun. Mücken sind Insekten. Zecken wiederum gehören zur Ordnung der Milben und damit zur Klasse der Spinnentiere. Das heißt, ein erfolgreicher Mückenschutz ist nicht automatisch auch gegen Zecken wirksam. Die Wirksamkeit der Schutzmittel spricht im Wesentlichen den Geruchssinn der Blutsauger an. Was Mücken abhält muss nicht automatisch auch Zecken fernhalten.

Zecken sind deutlich schwieriger abzuwehren als Mücken. Während die Mücke uns anfliegt, auf der Haut landet und dann wieder verschwindet, klettern Zecken auf der Kleidung nach oben, bis sie eine Stelle finden um auf die Haut zu gelangen. Findet die Zecke nicht den Weg vom Textil zur Haut, bevor das Kleidungsstück wieder ausgezogen wird, wartet die Zecke unter Umständen einfach ab und setzt die Suche beim nächsten Tragen der Hose fort. Zecken sind geduldig und können bis zu einem Jahr ohne Nahrung auskommen…

Wirkstoffe der Zeckenschutzmittel

Die in Deutschland im Handel erhältlichen Mücken- und Zeckenschutzmittel beinhalten einen oder mehrere der folgenden Wirkstoffe:

• DEET (Diethyltoluamid) ist der klassische Wirkstoff, hat aber den Nachteil, dass er auch durch die Haut in den Blutkreislauf dringt. Außerdem greift DEET bestimmte Oberflächen (z.B. Kunststoffe) an. Der Wirkstoff ist seit 1965 im Handel erhältlich.
• Icaridin ist ein neuerer Wirkstoff der besser verträglich als DEET ist. Zudem soll er einen höheren Schutz vor Zecken bieten, als DEET.
• PMD (Para-Menthan-3,8-diol) ist ein meist künstlich produziertes Zitroneneukalyptusöl. Die Wirksamkeit ist kürzer (wegen der schnelleren Verdunstung). Vermutlich schützt es geringer als DEET und Icaridin.
• EBAAP (Ethyl-Butylacetylaminopropionat) wirkt weniger gut als DEET und Icaridin.
• Ätherische Öle und andere natürliche Wirkstoffe wirken, wenn sie überhaupt wirken, nur sehr kurz, da sie schnell verdunsten (siehe PMD), riechen aber oft besser. Auch ist die toxische Wirkung nicht zu vernachlässigen. Viele Öle haben unbeabsichtigte Nebenwirkungen z.B. setzen sie den Lichtschutz der Haut herab oder reizen die Haut. Das ein Mittel auf natürlicher Basis erzeugt wurde, ist keine Garantie, dass es keine Nebenwirkungen hat.
• Permethrin ist ein Insektizid und wird zur Imprägnierung von Kleidung verwendet. Die Kleidung der Bundeswehr ist bei Auslandseinsätzen damit behandelt.

Unabhängige Tests

Bei einem Test von Stiftung Warentest aus dem Jahre 2008 fielen 12 von 20 getesteten Zeckenschutz Produkten durch. Die besten Produkte wurden mit dem Gesamturteil „befriedigend“ bewertet. Das Gesamturteil hängt aber nicht alleine von der Wirksamkeit ab, die mit 50% bewertet wird. Weitere Testfaktoren waren z.B. die Bedienbarkeit und Hautverträglichkeit. Aus Sicht der Wirksamkeit waren Anti Brumm Naturel und Anti Mosquitan die Testsieger. Bei diesen Mitteln wurde die Wirksamkeit mit „gut“ bewertet. Alle anderen Produkte wirkten lediglich mit „befriedigend“ bis „mangelhaft“.

In einem Test der Zeitschrift Jäger im Jahr 2012 wurden Autan Protection Plus, Ballistol Stichfrei Mückenschutz und Hagopur Zecken-Frey mit „Sehr gut“ als die besten drei Mittel bewertet.

Es gibt einen weiteren Test von Stiftung Warentest aus dem Jahre 2014, der sich jedoch mit Mückenschutzmitteln befasst. Einige der Testkandidaten enthalten (laut Deklaration) auch einen Zeckenschutz.

In der Schweiz wurden 2015 vom SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) neun Zeckenschutzmittel unter die Lupe genommen. Dabei schnitten fünf Testkandidaten (AntiBrumm Zeckenstopp, AntiBrumm Sensitive, Phytopharma Anti Insect Spray Forte, KiK Nature Zeckenschutz und Anti Insect Zecken) mit sehr gut ab.

Neben den Ergebnissen der Tests lohnt aber auch ein Blick auf die dabei angewendeten Verfahren: Während die Stiftung Warentest immerhin Tests am Menschen vornimmt, wurde der Test des SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) nur unter simulierten Bedingungen durchgeführt. Die Stiftung Warentest klebte 2008 Kupferplättchen auf die Oberschenkel der Testprobanden und platzierten dort in zeitlichen Abständen die Zecken. Gemessen wurde, ob, und wenn ja, wann die Zecken vom Plättchen auf die Haut wanderten. Die Schweizer hingegen setzten die Zecken auf eine, auf Körpertemperatur erwärmte Glasplatte mit Zeckenschutz und beobachtete das Verhalten der Zecken. Wanderten die Zecken nach unten oder ließen sich abfallen, wurde das Mittel als wirksam erachtet. Wanderte die Zecke nach oben, wurde das Mittel als nicht wirksam deklariert.

Was ist wo drin?

In der folgenden Tabelle sind die gängigsten Zeckenschutzmittel aufgeführt und ihr(e) Wirkstoff(e) (alle Angaben ohne Gewähr):

Produkt	Name	Wirkstoffe
	AntiBrumm Forte	DEET
	AntiBrumm Naturell	PMD
	AntiBrumm ZeckenStopp	Icaridin, PMD
	Autan Insektenschutz Protection Plus	Icaridin
	Ballistol Stichfrei Mückenschutz	Icaridin, ätherische Öle
	Bjuti Stechmücken und Zeckenschutz	PMD
	Care Plus Anti-Insect Natural Spray	PMD
	Effitan Insektenschutz	PMD
	Hagopur	EBAAP
	Mepha Perysan Insektenschutzspray	PMD
	Mosquito Insektenschutz-Schaum	PMD
	MOSQUITO Zeckenschutz-Spray protect	Icaridin
	Nobite Hauspray DEET 50%	DEET
	Nobite Kleidung Sprühflasche	Permethrin
	Noskito Intensiv-Schutz vor Mücken	PMD
	Ream Quartett Anti Mücke Hautspray	EBAAP
	Zedan Natürlicher Insektenschutz	PMD

Was fällt auf? Die meinsten Schutzmittel verwenden die Wirkstoffe DEET, Icaridin und PMD. PMD wird dabei teilweise als „natürlicher“ Wirkstoff angepriesen obwohl es sich in der Regel um das künstlich erzeugte Para-Menthan-3,8-diol handelt, was in seiner natürlichen Form dem Zitroneneukalyptusöl entspricht.

Ein Hersteller – unterschiedliche Produkte (oder doch nicht?)

Einige Hersteller bieten mehrere Produkte zum Schutz gegen die kleinen Quälgeister an. So ist das eine Mittelchen speziell gegen Mücken, das andere gegen Zecken, eines ist speziell für Kinder usw. Oft verbirgt sich jedoch unter den angebotenen Produkten der gleiche Wirkstoff.

Beispiel Autan: Angeboten werden u.a. Autan Tropical gegen Heimische und Tropische Mücken, Autan FAMILY care gegen Mücken und Autan PROTECTION PLUS gegen Mücken & Tigermücken, Stechfliegen und Zecken. Das lässt vermuten, dass jedes Fläschchen eine andere Wirkstoffkombinationen enthält.

Dem ist aber nicht so. Ein Blick auf die Rückseite der Fläschchen zeigt, dass sie alle den gleichen Wirkstoff, nämlich Icaridin, enthalten. Einziger Unterschied: Autan FAMILY care enthält nur 10%, die beiden anderen Kandidaten 20% des Wirkstoffs. Darüber hinaus zeigt ein Blick auf den Preis, dass das Autan FAMILY care gegenüber dem Autan Tropical beim gleichen Anbieter oft sogar für mehr Geld über den Ladentisch wandert, obwohl weniger Icaridin drin ist.

Tip: Bevor man sich also für die unterschiedlichsten Zwecke jeweils ein „spezielles“ Mittel zulegt, lohnt ein Blick auf die Inhaltsangabe. Das spart Platz in der Familienbadetasche und schont auch noch den Geldbeutel

Übertragbarkeit der unabhängigen Tests auf den Jagdalltag

Für die Familie, die sich mit kurzer Hose oder Rock durch Wald und Wiese bewegt, mag ein auf die Haut aufgetragener Zeckenschutz wirken. Die Zecke, z.B. im hohen Gras hängend, hakt sich am Opfer (Mensch) fest, wenn dieser den Grashalm streift. Wirkt das Zeckenschutzmittel, lässt sich die Zecke wieder fallen oder klettert nach unten und verschwindet.

Anders verhält sich der Fall bei der Jagd: Als Jäger bewegt man sich in der Regel mit langem Beinkleid durch das Revier. Die Frage ist also, nützt es etwas, sich mit Zeckenschutzmittel einzureiben und wenn ja, wo sollte es aufgetragen werden?

Fortsetzung folgt demnächst…