Geschichte der Jagd


Die Jagd ist das älteste Handwerk der Welt. „Jagd ist das Aufsuchen, Nachstellen, Fangen, Erlegen und Aneignen von Wild durch Jäger“. So ist sie heute im Deutschen Bundesjagdgesetz definiert.  Aber seit wann gibt es eigentlich die Jagd auf Tiere und wie waren die Anfänge der Jagd?

Die Anfänge der Jagd

Die Jagd hat ihren Ursprung in der Altsteinzeit. Die Altsteinzeit ist mit der Entstehung der ersten Steinwerkzeuge gekoppelt und begann vor rund 2,5 Millionen Jahren in Afrika. Die europäische Altsteinzeit wird in die drei Perioden Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum und Jungpaläolithikum unterteilt. In Europa begann die Altsteinzeit mit dem Altpaläolithikum  vor mindestens 1,2 Millionen Jahren und endete mit dem Jungpaläolithikum vor rund 9.700 Jahren mit der letzten Kaltzeit (Kaltzeit ist nicht zu verwechseln mit Eiszeit. Derzeit befinden wir uns Känozoischen Eiszeitalter, deren Perioden mit höherer oder niedriger Temperatur als Warm- und Kaltzeiten benannt werden). Der Altsteinzeit folgte die Mittelsteinzeit bis ca. 5.500 vor Chr. und gefolgt von der Jungsteinzeit bis ca. 2.200 vor Christus. (Da die Entwicklung der Menscheit auf der ganzen Welt unterschiedlich verlaufen ist, unterscheidet sich die Zeitrechnung für die Steinzeit auf den anderen Kontinenten ein wenig)

sahara-649445_1920

Höhlenmalerei in der Sahara

In der Altsteinzeit waren die Menschen Jäger und Sammler. Die Jagd diente zur Nahrungsversorgung und lieferte wertvolle tierische Nebenprodukte. Das Fleisch wurde gegessen. Aus den Knochen wurden Werkzeuge erstellt, aber auch einfache Musikinstrumente und Kunstwerke. Die Felle wurden zu Kleidung, Zelten und Decken verarbeitet. 30.000 bis 10.000 v. Chr. wurden am Ende der Altsteinzeit auch die Sehnen zum Bau von Bögen verwendet.

Da der Mensch im Vergleich zu seiner Beute weder schnell, noch über natürliche Waffen, wie Krallen oder Reisszähne verfügte, musste er diesen Nachteil irgendwie wettmachen. Der Vorteil des Menschen lag in der Flexibilität und im Improvisationstalent.

spear-fishing-60554_1280Die ältesten Waffen für die Jagd sind Wurfhölzer und Speere. Speere gab es vermutlich bereits vor rund 400.000 Jahren. Später wurden einfache Speere in der Jungsteinzeit (Jungpaläolithikum) durch Speerschleudern abgelöst.

Dennoch war die Jagd nicht einfach. Schnelllaufendes Wild wurde deshalb teilweise auch in einen Abgrund getrieben oder man baute Fallen oder Fallgruben und erlegte anschließend das damit gefangene Wild.

Daneben existierten Harpunen, die nicht nur zum Fischfang sondern auch zur Jagd verwendet wurden. Die Harpunenspitzen mit Widerhaken wurden aus Knochen, Geweih oder Elfenbein gefertigt. Diese Spitzen waren sehr wahrscheinlich an einer langen Schnur befestigt, so dass das getroffene Tier nicht fliehen konnte. Bögen kamen vermutlich vor 22.000 bis 18.000 Jahren auf.

Ob Menschen das Wollhaarmammut tatsächlich gezielt bejagten, ist nicht bewiesen. Die bisherigen Knochenfunde lassen keinen eindeutigen Schluss zu. Sicher ist, dass Mammuts verwertet wurden. Das konnte aber auch mit Überresten gefundener Mammuts erfolgt sein oder von Exemplaren, die beispielsweise im Schlamm stecken blieben.

In den kälteren Regionen Europas wurden vermutlich zu bestimmten Zeiten große Jagden gemeinsam mit mehreren Sippen veranstaltet, um eine große Menge an Tieren zu erlegen und diese im gefrorenen Boden zu lagern. In Spanien (Sierra da Guadarrama) fand man die Überreste von 80 großen Tieren, die dort vor rund 300.000 Jahren erlegt wurden. In Solutre (Frankreich) wurden die Reste von rund 100.000 Pferden gefunden, die vor rund 25.000 Jahren über einen Abgrund gehetzt wurden.

Entwicklung der Geschlechterrollen

Neueste Erkenntnisse in der Geschlechterforschung kommen zu der Erkenntnis, dass das alte Bild, der Mann jagte, die Frau sammelte nicht eindeutig belegbar ist. Dies zeigte 2015 eine Ausstellung in Freiburg mit dem Thema „Ich Mann, Du Frau“. Diese bisher als sicher geglaubte These lässt sich offenbar nicht eindeutig aus den vorliegenden Archäologischen Befunden nachweisen, wie ein Artikel auf dem Blogportal des „Spektrums der Wissenschaft“ zeigt.

Alten Höhlenzeichnungen nach, ging zunächst die ganze Familie jagen. Auch die Kinder waren dabei. Wahrscheinlich wurde in der großen Gruppe eine Herde Wild eingekreist und gehetzt, bis irgendwann ein einzelnes Tier den Jägern zum Opfer viel. Mit der Zeit änderten sich die klimatischen Bedingungen und damit auch das Nahrungsangebot. Die Herden wurden kleiner und die Konkurrenz zu den Raubtieren wurde größer. Vermutlich löste daraufhin die Pirschjagd die bisherige Gemeinschaftsjagd ab. Da sich ein Jäger auf der Pirsch leise und unauffällig bewegen musste, konnten kleine Kinder nicht mehr mitgenommen werden. Die stillenden Mütter übernahmen daraufhin zunehmend die Arbeit des Sammelns. Dadurch wurden sie von den Männern abhängig, weil sie nur über die Jagdbeute der Männer an die damals für das für Überleben notwendigen Proteine in Form von Fleisch herankamen. Von vielen Forschern wird das als Geburtsstunde der Geschlechterrollen angesehen.

Sesshaftigkeit und Domestizierung von Tieren

Rund 10.000 v. Chr. begannen die meisten, bis dahin als Nomaden umherziehenden Menschen sesshaft zu werden. Sie gingen dazu über, Tiere nicht nur zu jagen, sondern auch als Haustiere zu nutzen. Beim Hund begann dies bereits vorher vor rund 30.000 Jahren. Mit der zunehmenden Sesshaftigkeit und der damit verbundenen Domestizierung von Tieren trat die Jagd als Lebensgrundlage bei weiten Teilen der Bevölkerung zunehmend in den Hintergrund. Die Domestizierung war einfacher und ungefährlicher als die Jagd, mit all ihren Gefahren und Erschwernissen.

Als mit der Sesshaftigkeit die Jagd als Nahrungserwerb zurückging, entstand jedoch eine neue Notwendigkeit zur Jagd: Die Nutztiere mussten vor Raubtieren geschützt werden. Dies führte letztlich zur Ausrottung der ehemaligen heimischen Raubtiere Wolf und Bär.

Jagd in der Antike

Bereits bei den ersten Hochkulturen, die vor rund 4.000 Jahren in Ägypten entstanden, spielte die Jagd neben dem Nahrungserwerb gelegentlich auch als Freizeitvergnügen eine Rolle. Es gab auch Götter, die im Rahmen der Jagd verehrt wurden, wie die Römische Göttin Diana oder die Griechische Göttin Artemis. Auch war die Jagd ein Ritual und ein Teil der Erziehung. Sie diente auch der Vorbereitung zum Krieg und zur Hervorhebung männlicher heroischer Tugenden.

Die Jagd im Mittelalter

Ursprünglich hatten alle freien Germanen das Recht zu jagen. Bis in den Anfang des  Frühmittelalters (6. Jahrhundert bis Anfang/Mitte des 11. Jahrhunderts) war die Jagd selbstverständlicher Bestandteil des Lebens. Sie vervollständigte die Nahrung und lieferte Felle zur Herstellung von Decken und Leder für Kleidung. Im siebten Jahrhundert bildete sich das mittelalterliche Herrscherprinzip. Fürsten und Könige beanspruchten Wälder mit viel Wild für sich. Für diese Wälder erließen sie Jagdverbote, sogenannte Bannforste.

Vermutlich 638 wurden die Anfänge des ersten deutschen Jagdgesetzes von König Dagobert erlassen. Später, im Jahre 812 wurden unter Karl dem Großen mit der Landgüterverordnung alle herrenlosen Wälder zum Besitz der Krone. Damit war die freie Jagd endgültig am Ende. Es war den Adeligen vorbehalten zu jagen. Wilderei wurde teilweise mit dem Tod bestraft. Ab dem 11. Jahrhundert wurden die als „Regalien“ benannten Hoheitsrechte des Königs bezüglich der Jagd erlassen. Darin wurde das Vorrecht des Königs über Jagdgebiete und Jagdmethoden geregelt.

Forstbeamte oder durch den Landesherren legitimierte Personen übernahmen Schutz und Pflege des Jagdreviers. Auch übernahmen sie die Überwachung dieser Reviere. Illegale Jäger wurden fortan als Wilderer oder Wilddieb bezeichnet und als Verbrecher verfolgt.

Die Jagd gewann immer mehr an Bedeutung in der feudalen Freizeitbeschäftigung für den Adel. Später teilte sich der Adel in den Hochadel und dem niederen Adel auf. Zum Hochadel gehörten Fürsten, Könige und Kaiser und zum niederen Adel die Grafen und Barone. Aus dieser Zeit stammen auch die Begriffe Hoch- und Niederwild. Hochwild sind Wildarten, die nur dem Hochadel vorbehalten waren und Niederwild, die Wildarten, die der niedere Adel und zum Teil auch Bürger bejagen durften. Diese Einteilung des Wildes gilt noch heute, auch wenn die Bedeutung nicht mehr die Relevanz wie zur Hochzeit der Feudaljagd hat. Zum Hochwild gehören (in Deutschland) alle Schalenwildarten (im Wesentlichen Rotwild, Damwild, Sikawild, Schwarzwild, Muffelwild, Gamswild und Steinwild) außer Rehwild. Weiterhin gehört auch das Auerwild, der Stein- und Seeadler zum Hochwild, auch wenn die Jagd auf Stein- und Seeadler in Deutschland nicht mehr erlaubt ist. Alles übrige Wild, also auch Rehwild, zählt zum Niederwild.

Die Jagdtechniken entwickelten sich stetig weiter. Spezielle Hunderassen wurden entsprechend ihrer Verwendung gezüchtet. Windhunde wurden für die Hetzjagd und kleinere Hunde für die Jagd auf Kleintiere gezüchtet. Daneben gab es apportierfreudige Arten für die Jagd auf Wasservögel. Oft mussten die Bauern die Zucht übernehmen, was für sie reine Zeitverschwendung war, da sie der eigentlichen Arbeit abging.

Jagd anlässlich der Hochzeit von Herzog Karl von Württemberg (1748)

Jagd anlässlich der Hochzeit von Herzog Karl von Württemberg (1748)

Die hemmungslose Jagd durch den Adel blieb nicht spurenlos. Der Wildbestand wurde dezimiert und Wiesen und Felder zerstört. Die Landbevölkerung litt unter den Ernteverlusten durch die Schäden an ihren Feldern. Statt Entschädigung mussten Sie auch noch in Form von Frondiensten das Wild den Jagdgesellschaften zutreiben. Die einfache Landbevölkerung hungerte, was die Folge der Bauernkriege im 16. Jahrhundert war. Durch die Niederlage der Bauern änderte sich jedoch nicht viel.

Vor allem ab dem 16. Jahrhundert wurde es Mode, die eigene Jagd zu „dokumentieren“. Prächtige Gemälde wurden gemalt und zierten zusammen mit den Trophäen (z. B. Geweih) die Schlösser und Jagdhäuser der Adeligen.

Ab dem 17. und bis ins 18. Jahrhundert erreichte die höfische Jagd ihren  Höhepunkt. Prächtige Jagdschlösser entstanden. Die Jagd diente als reine Vergnügungsjagd für die adeligen Gesellschaften. Das reine Jagen durch Aufspüren und Verfolgen war bald zu langweilig für den adeligen Zeitvertreib. Die Jagdveranstaltungen wurden deshalb immer aufwändiger geplant und vorbereitet. Immer neue Variationen mussten erdacht und ausprobiert werden um die Adeligen zu unterhalten. Die Landbevölkerung musste hunderte von Tieren aufspüren und den Jagdgesellschaften zutreiben. Sehr beliebt waren Varianten, bei denen das Wild in Wassergräben, Becken oder Flüsse getrieben wurde, um es von Booten aus abzustechen oder von Tribünen aus abzuschießen.

Besonders zu Zeiten der Feudaljagd gab es viele Wilderer, die zum Teil von der Bevölkerung als Helden verehrt wurden. Gewildert wurde aus unterschiedlichen Gründen, zum einen rein aus der Not zum anderen gab es aber auch einen florierenden Handel mit illegal erlegten Wild. Besonders in den Alpenregionen entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine regelrechte Wildererromantik. Wilderer galten als kühn und mutig und die arme Bevölkerung freute sich, wenn den Reichen ein Schnippchen geschlagen wurde. Im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet waren Wilderer meist auch Schmuggler, da sie hohe bergsteigerische Fähikgkeiten hatten und das zu einer Zeit, als Bergsteigen im heutigen Sinn noch völlig unbekannt war.

Jagd in Deutschland nach 1848

1848 beendete die bürgerliche Revolution die Feudaljagd. Nach der Revolution, die in vielfacher Hinsicht gescheitert war, wurden aber erfolgreich die Grundlagen für das Jagdrecht in der Frankfurter Nationalversammlung in die Wege geleitet. Mit der 1849 beschlossenen Reichsverfassung war das Jagdrecht an das Grundeigentum gebunden. Damit hatte die bürgerliche Jagd wieder eine Chance. Die jahrhundertelange Verbindung von Adel und Jagd wurde aufgehoben. Jeder hatte die Chance durch den Besitz oder Erwerb von Ländereien, freilich nur wenn er über die nötigen finanziellen Mittel verfügte, die Möglichkeit die Jagd auszuüben.

Bereits 1875 gründete sich der „Allgemeine Deutsche Jagdschutzverein“, zwei Jahre später gefolgt vom bayerischen Jagschutz-Hauptverein. Er war die Dachorganisation für mehrere regionale Vereine. 1917 wurde ein zusammenfassender Verein, der „Landesverband bayerischer Jagdschutzvereine“ gegründet.

Später erarbeitete der sozialdemokratische preußische Ministerpräsident Otto Braun, zusammen mit Ulrich Scherping mit der „Preußischen Tier- und Pflanzenschutzverordnung vom 16. Dezember 1929“ die Grundlagen des noch heute gültigen Bundesjagdgesetzes. Dieses einheitliche deutsche Jagdrecht wurde und wird auch im Ausland als vorbildlich angesehen. 1934 wurde Hermann Göring Reichsforstmeister, Reichsjägermeister und Oberster Beauftragter für den Naturschutz und übernahm diese bestehende Verordnung von 1929 nahezu unverändert im 1934 verabschiedeten Reichsjagdgesetz. Fälschlicherweise wird deshalb oft behauptet, das derzeitige Jagdgesetz wurde von den Nazis gemacht.

Die Jagd nach dem Zweiten Weltkrieg

Jagd in der BRD

Zunächst war die Jagd nach dem Zweiten Weltkrieg für alle Deutsche verboten. Die Jagdwaffen wurden eingezogen.

Zu Beginn der 50er Jahre wurde die Jagd von den Alliierten wieder freigegeben. Innerhalb weniger Jahre, verdoppelte sich die Zahl der Jäger gegenüber der Vorkriegszeit. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten hat sich die Jagd stark gewandelt. Die Medien berichteten eher kritisch über die Jagd, was bewirkte, dass die Bevölkerung die Jagd eher distanziert betrachtete.

Das derzeit gültige Bundesjagdgesetz stammt aus dem Jahr 1952 und beruht im Wesentlichen auf den vorbereitenden Arbeiten von 1848 und 1929. Es wurde 1976 und 2011 überarbeitet. Aus dem Jahr 1848 stammt auch die noch heute gültige Regelung, dass nur noch Besitzer mit mindestens 75 Hektar zusammenhängender Fläche, ihre Fläche als Eigenjagd nutzen dürfen. Eigentümer kleinerer Flächen müssen sich, damals wie heute, zu Jagdgenossenschaften zusammenschließen.

Jagd in der DDR

In der DDR galt, zumindest theoretisch, der Grundsatz: Die Jagd gehört dem Volk. Das Jagdrecht war im Volksjagdrecht geregelt. Jagdflächen wurden vom Staat zur Verfügung gestellt. Das Ausüben der Jagd war aber aus Angst vor der Volksbewaffnung ziemlich restriktiv geregelt. Jagdwaffen wurden nur zeitweise und lokal begrenzt an in Jagdgenossenschaften organisierten Jägern zur Verfügung gestellt.

Dies galt nicht für die von der SED-Führung ausgeübten Jagdveranstaltungen. Sie führte aufwändige Diplomatenjagden in eigens ausgewiesenen Gebieten durch.

Die Jagd in Deutschland seit der Wiedervereinigung

Seit der Wiedervereinigung gilt in ganz Deutschland das Bundesjagdgesetz. Damit ist auch in den Gebieten der ehemaligen DDR das Jagdrecht wieder an Grund und Boden gebunden.

Die Europäische Union nimmt zunehmend Einfluss auch auf die Jagd. Die nationalen Jagdverbände haben sich deshalb in der FACE einem internationalen Verband organsiert. Damit sollen die Interessen der Jäger in der EU und im Europarat vertreten werden. In der EU gibt es derzeit (2016) rund 7 Millionen Jäger, davon über 370.000 in Deutschland.

Bedeutung der Jagd heute

Im Gegensatz zu früher, als die Jagd als Nahrungsquelle und zur Gewinnung von Material für Kleidung, Schmuck und Werkzeugen (aus den Knochen) unersetzlich war, ist heute in den meisten modernen Gesellschaften die Jagd zur Nahrungsgewinnung nicht mehr zwingend notwendig. Dennoch ist die Jagd sinnvoll und teilweise sogar unverzichtbar, z. B. wenn eine Bestandsregulierung durch den Abschuss von Rehen erfolgt und diese Rehe dann als wertvolles und hochwertiges Nahrungsmittel Verwendung finden.

Die Jagd spielte in der Vergangenheit und auch heute eine Bedeutung als Freizeitbeschäftigung und Sport. Daneben gibt es heute auch die Jagd aus ökologischen Gründen. Das beinhaltet den Versuch ein natürliches Gleichgewicht herzustellen, insbesondere dann, wenn ausgerottetes Raubwild fehlt. Auch zur Bekämpfung bestimmter Seuchen wird gejagt. Heutzutage ist ein wichtiger Grund die Bestandsregulierung um Wildschäden von Land- und Forstwirtschaft zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Diese Bestandsregulierung wird zum großen Teil von den privaten Jägern durchgeführt. Heute immer weniger wichtig, hatte die Jagd oft auch repräsentative Gründe. Jagscheininhaber bis 2015Die Zahl von Jagdscheininhabern nimmt stetig zu. Die Zahl derjenigen, die jagen um ein mächtiges Geweih an die Wand zu zimmern, nimmt hingegen ab.

Heute gibt es noch zahlreiche indigene Völker (umgangssprachlich oft als „Naturvölker“ bezeichnet) für die die Jagd eine Lebensgrundlage ist. Es gibt schätzungsweise noch 350 Millionen Menschen, die indigenen Völkern zugerechnet werden. Die Bandbreite der dabei verwendeten Waffen ist groß. Es werden sehr alte Waffen, wie Blasrohre, Bumerangs und Bogen aber auch moderne Waffen wie Büchsen und Flinten verwendet.

Heute ist zum Ausüben der Jagd in Deutschland der Jagdschein, in Österreich die Jagdkarte und in der Schweiz das Jagdpatent notwendig. Die Voraussetzung zur Erteilung eines Jagdscheines sind die bestandene Jägerprüfung, eine Jagdhaftpflichtversicherung, ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und die persönliche Zuverlässigkeit entsprechend dem aktuellen Waffengesetz.

Neben dem Jagdschein benötigt der Jäger noch das Jagdausübungsrecht für die zu bejagende(n) Fläche(n) um tatsächlich die Jagd ausüben zu können. Dieses Recht liegt je nach Größe beim Grundeigentümer oder der Jagdgenossenschaft. Diese können das Jagdausübungsrecht an einen Jäger verpachten. Der Besitzer des Jagdausübungsrechtes wiederum kann Jagderlaubnisscheine (umgangsprachlich: Begehungsscheine) an andere Jäger vergeben.

Zukunft der Jagd

Die Jagd hat es nicht leicht in Deutschland. Zum einen wird sie von großen Teilen, der hauptsächlich städtischen Bevölkerung, eher skeptisch betrachtet oder ganz abgelehnt. Andererseits steigt die Zahl der Jagdscheininhaber jährlich an. Das wirkt auf den ersten Blick paradox, ist bei genauerer Betrachtung jedoch nicht verwunderlich.

Neben dem Anstieg an Vegetariern, Veganern und anderen Ernährungsgruppen, die sich oft aus Protest an den unsäglichen Zuständen der Massentierhaltung auf fleischlose Lebensmittel beschränken, entfremden sich große Teile der Fleisch essenden Bevölkerung immer weiter vom Ursprung der verzehrten Lebensmittel. Wo früher an der Fleischtheke neben dem Kotelett und Steak noch Hühnerfüße, Innereien und Schweinsköpfe angeboten wurden, liegen heute bevorzugt Hühnerbrustfilets, Medaillons und andere Fleischarten, die möglichst wenig an das dafür geschlachtete Tier erinnern sollen. Die Reste, das „minderwertige“ Fleisch, wie Hühnerflügel, wird in großen Mengen nach Afrika exportiert und treibt dort die heimischen Hühnerzüchter in die Armut, weil sie mit den niedrigen Preisen der importierten Ware nicht mithalten können.

Andererseits gibt es bei uns immer mehr Menschen, die nachhaltige und biologische Lebensmittel bevorzugen. Menschen, die sich bewusst mit den negativen Auswirkungen der modernen Lebensmittelindustrie, insbesondere der Massentierhaltung auseinandersetzen und deshalb Lebensmittel vorziehen, die zum einen biologisch angebaut oder gezüchtet werden und zum anderen möglichst aus heimischer Produktion stammen, um die Transportwege kurz zu halten. Zu diesen Lebensmitteln gehört auch Wildbret aus heimischer Jagd. Das erlegte Wild stammt aus der artgerechtesten „Haltung“, die es gibt, nämlich der Freiheit. Es ernährt sich in der Natur, also rein „Bio“ und wird in der Regel regional, also ohne lange Irrfahrten durch viele Länder der EU, vermarktet.

Und hier liegt die Zukunft der Jagd: Die verantwortungsbewusste Jagd ist sinnvoll und die Jäger müssen deshalb versuchen, die positiven Aspekte der Jagd in den Vordergrund zu bringen, dabei aber vermeiden, Argumente vorzuschieben, die zweifelhaft sind. Jäger, die Fragen wie „Warum jagst Du?“ mit „Weil es zu viel Wild gibt.“ oder „Weil der Bestand reguliert werden muss.“ beantworten, mögen zwar faktisch recht haben. Aber das sind meist nicht die ganz ehrlichen Antworten auf diese Frage und wirken deshalb in der Regel auch nicht glaubhaft. Abgesehen von Berufsjägern oder Förstern jagen die meisten Jäger vor allem deshalb, weil sie die Gesamtheit aus Naturerlebnis, Interesse an Tieren, Spannung und natürlich an hochwertigen Fleisch mögen. Es ist unsere Leidenschaft, die aber nichts mit dem sinnlosen Abknallen von Tieren zu tun hat. (Ja, solche Jäger gibt es leider auch). Und wir können das mit ruhigem Gewissen tun, weil es – und jetzt kommen die zuvor genannten Antworten ins Spiel –  z.B. genug oder zu viele Rehe und Wildschweine gibt.

Und das ist nicht verwerflich sondern höchst natürlich und vor allem die ehrlichste Art, Fleisch zu essen.

Jagdmethoden und Jagdwaffen

Alte Jagdmethoden und Jagdwaffen

Speer

Der Speer ist eine Wurf- und Stichwaffe. Er ist nach dem Wurfholz, aus dem sich der Bumerang entwickelte, die älteste bekannte Jagdwaffe und wird zum Teil noch heute von indigenen Völkern verwendet. Vor rund zwei Millionen Jahren hat der Homo erectus, aus dem sich vermutlich später der Neandertaler entwickelte, die biomechanischen Fähigkeiten entwickelt, um einen Speer werfen zu können. Das älteste bekannte Speerelement ist eine hölzerne Speerspitze aus dem Englischen Essex und wird auf ein Alter von 360.000 bis 420.000 Jahren geschätzt.

Die meisten Speere bestehen aus einem Schaft aus Holz und einer oft zweischneidigen Spitze aus Stein, Knochen, Holz oder Metall. Ein gut ausbalancierter Speer kann zwar bis zu 100 m weit geworfen werden. Seine effektive Reichweite bei der Jagd lag aber unter 20 m. Speere kamen und kommen auch bei der Fischjagd zu Einsatz.

Speerschleuder

Die Speerschleuder ist eine Weiterentwicklung des Speeres. Eine Speerschleuder besteht aus einem Speer und einem als Schleuder dienenden Wurfarm. Durch den so verlängerten Wurfarm (Arm + Wurfarm) konnte der Speer stärker beschleunigt werden und erzielte dadurch eine größere Reichweite. Ein mit einer Speerschleuder beschleunigter Speer kann Geschwindigkeiten um 150 km/h erreichen.

Harpunen

800px-Harpon_2010.0.3.5._GlobalHarpunen sind Speere, deren Spitzen mit Widerhaken ausgestattet sind, die verhindern sollen, dass die Spitze wieder aus dem Tierkörper rutscht. Die Spitze mit den Widerhaken löst sich vom Schaft, nachdem sie in den Tierkörper eingedrungen ist. Die Spitze bleibt mit einer Schnur oder Riemen mit dem Schaft oder mit dem Jäger verbunden. Je nachdem, wie die Schnur an der Harpunenspitze befestigt wurde, stellt sich die Spitze bei Zug quer, was zusätzlich verhindert, dass die Spitze aus dem Körper rutschen kann.

Die bisher älteste Harpune wurde im Rift Valley im Kongo gefunden und ist 90.000 Jahre alt. Die älteste in Europa gefundene Harpunenspitze ist 15.000 Jahre alt.

Die Harpunenspitzen wurden aus Knochen, Geweih oder Elfenbein hergestellt und wurden teilweise auch über Speerschleudern verwendet. Harpunen wurden früher hauptsächlich zur Jagd aber auch zum Fischfang genutzt.

Heute werden Harpunen noch beim Walfang verwendet. Dabei wird nach dem Treffen des Wales eine Explosionsladung gezündet, welche die Widerhaken ausfährt.

Bogen

Der Bogen ist eine Abschussvorrichtung für Pfeile. Es gibt eine Vielzahl an Bogentypen wie Primitiv-Bogen, Langbogen, Recurvebogen, Compoundbogen und mehr. Auf die einzelnen Arten und ihre Besonderheiten soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Es würde den Rahmen sprengen. Allen gemein ist, dass an einem länglichen stabähnlichen Gegenstand die Enden mit der Bogensehne verbunden sind.

indians-67744_1280Jagdbögen gibt es seit ca. 30.000 bis 10.000 v. Chr. Einige Völker jagen bis heute noch mit Bögen. In Deutschland, Österreich, Schweiz und einigen anderen Ländern ist die Jagd mit Bogen verboten. Der Bogen als Jagdwaffe wurde in der Vergangenheit überwiegend von der Armbrust und vom Gewehr verdrängt.

Während Gegner der Bogenjagd der Meinung sind, dass das Erlegen eines Tieres mit dem Bogen mehr Leid zufügt als ein Gewehrschuss, sehen dies die Befürworter der Bogenjagd anders und sind sogar der Meinung, dass ein Pfeiltreffer in Herz/Lunge schneller zum Tod führt als der, durch eine Kugel. Inzwischen gibt es eine steigende Zahl von Bogenjägern in Ländern, in denen die Bogenjagd erlaubt ist.

Bumerang

Der Bumerang ist eine oft aus Holz, aber auch aus Knochen, Metall und heutzutage auch aus Kunststoff bestehende Wurfwaffe. Die spezielle und bekannte Form z.B. des traditionellen „L“ unterscheidet den Bumerang von einem Stock. Es gibt unterschiedliche Arten mit zwei, drei oder mehr Armen.

Der Bumerang wird fälschlicherweise oft ausschließlich den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, zugeordent. Bumerangfunde gibt es aber auch in Afrika, Amerika, Asien und Europa. Der älteste bekannte Bumerang ist rund 23.000 Jahre alt und wurde in den polnischen Karpaten entdeckt. Noch heute gibt es Indianerstämme in Nordamerika, die den Bumerang für die Jagd einsetzen.

Der Zweck eines Bumerangs als Jagdwaffe war weniger die Absicht, dass der Bumerang zum Werfer zurückkehrt, sondern dass er durch seine Form weiter und geradliniger fliegt. Die meisten Bumerangs waren aus Holz. Es gibt aber auch Bumerangs, die aus Knochen oder den Stoßzähnen von Mammuts gefertigt wurden.

Blasrohr

Pfeilköcher mit Pfeilen

Pfeilköcher mit Pfeilen

Ein Blasrohr ist ein Rohr, aus dem Geschosse wie Pfeile oder Kugeln geblasen werden. Die meisten Blasrohre bestehen aus einem ein bis 3 m langen Rohr aus Holz, Bambus oder anderen Materialien. Die verschossenen Pfeile sind oft vergiftet.

Heute wird das Blasrohr noch von indigenen Völkern verwendet. Für das Gift der Pfeile verwendet man auf Borneo das Gift des Upasbaumes. In Südamerika wird häufig das Hautsekret des Pfeilgiftfrosches verwendet oder Curare aus bestimmten Lianenarten. Pfeilgift wie das des Pfeilgiftfrosches oder Curare bewirken Muskel- und damit Atemlähmung woran das getroffene Tier letztlich erstickt.

Fallen

Tellereisen in gespanntem und ausgelöstem Zustand

Tellereisen in gespanntem und ausgelöstem Zustand

Eine Falle ist eine Vorrichtung bei der Tiere tot oder lebendig gefangen werden. Unter den lebendig fangenden Fallen gibt es solche, welche unversehrt fangen und solche, die zum Teil schwere Verletzungen und somit viel Leid für das betroffene Tier hervorrufen.

Die Fallgrube stellt vermutlich die älteste Form der Falle dar. Die Fallenjagd ist auch heute noch erlaubt. In Deutschland ist durch das Bundesjagdgesetz die Fallenjagd jedoch auf Fallen beschränkt die entweder „unversehrt lebend“ oder „sofort tötend“ fangen. Sofort tötende Fallen müssen in einem speziellen Fangbunker oder in Kisten untergebracht werden, so dass keine Gefahr für Menschen oder solche Tiere ausgeht, die nicht damit gefangen werden sollen.

Fallen, wie dem Tellereisen, bei dem Tiere hohen Schmerzen ausgesetzt sind, sind leider nicht weltweit, aber zumindest in der EU verboten.

Neuere  Jagdwaffen

Büchse

Eine Büchse ist ein Gewehr mit gezogenem Lauf bei dem ein Projektil verschossen wird. Durch die sogenannten Felder und über die Lauflänge gedrehten Züge wird dem Projektil ein Drall verliehen, der die Geschossflugbahn stabilisiert.

Die ersten Büchsen waren Vorderlader. Der erste nachweisbare Einsatz von Feuerwaffen in Deutschland fand 1331 in Form von Pfeilbüchsen statt. Im 15. Jahrhundert wurden Züge und Felder entwickelt. Hinterlader gab es erst ab 1836.

Heute werden  bei der Jagd Hinterlader in Form von Kipplaufwaffen mit einem oder mehreren Läufen oder als Repetierbüchse oder  Selbstlader verwendet.

Flinte

Eine Flinte ist ein Gewehr mit glattem Lauf bei dem in erster Linie Schrotkugeln verschossen werden. Flinten entwickelten sich ab dem 16. Jahrhundert aus dem Steinschlossgewehr.

Im Gegensatz zur Büchse liegt die jagdliche Entfernung bei Flinten meist nur bei 10 bis 50 m. Mit Flinten wird meist Niederwild und Flugwild gejagt. Der Schrotschuss wirkt nicht durch die Mechanik (Energieabgabe im Wildkörper) sondern durch die Schockwirkung. Durch das nahezu gleichzeitig Auftreffen mehrerer Schrotkugeln wird dieser tödliche Schock ausgelöst.

Mit Flinten können bis zu einer Entfernung von ca. 50 m auch Flintlaufgeschosse eingesetzt werden. Somit ist es auch mit einer Flinte möglich ein festes Projektil in einem Schrotlauf abzufeuern.

Sonstige Jagdmethoden und Jagdwaffen

falknereiEs gibt noch einige andere Jagdmethoden und Jagdwaffen. Zu Erwähnen seien die Falknerei oder auch Beizjagd genannt. Weitere Jagdwaffen sind die Armbrust und in der Steinzeit vermutlich auch Steinwurfgeräte, also mit Seilen verbundene Steine.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar