Auseinandersetzung mit Argumente von Jagdgegnern

Allgemeines

Nicht von allen wird die Jagd auf Wild akzeptiert. Muss auch nicht sein. Jeder und Jede kann für sich entscheiden, ob er oder sie jagen möchte oder nicht. Leider werden aber von einigen Jagdgegnern Argumente gegen die Jagd aufgeführt, die falsch sind. Auch wird das Bild des modernen Jägers (der eine sinnvolle Jagd betreibt) verzerrt dargestellt. Im folgenden möchte ich einige der Argumente von Jagdgegnern aufgreifen und darauf eingehen.

Abgrenzung

Waidgerechte Jagd

Die Jagd, für die ich stehe, ist die waidgerechte Jagd mit dem Zweck, Wild zu erlegen um es selbst zu essen oder es der Nahrungskette zuzuführen. Ich lehne die Jagd ab, die einzig dazu dient, Tiere aus Spaß zu töten. Ebenso lehne ich das leichtfertige und nicht waidgerechte Jagen ab. Wer auf sich schnell bewegendes Wild oder auf zu weit entferntes Wild schießt, so dass nicht sichergestellt ist, das Wild sicher und tödlich zu treffen, verhält sich wie ein Raudi auf der Autobahn. So wie der Raudi das Leben der anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet, sorgt ein leichtfertig abgegebener Schuss für unnötiges Leid und ist durch das Tierschutzgesetz verboten. (TierSchG, §4, (1): „Ist die Tötung … im Rahmen weidgerechter Ausübung der Jagd … zulässig …, so darf die Tötung nur vorgenommen werden, wenn hierbei nicht mehr als unvermeidbare Schmerzen entstehen.“)

Missstände bei der Jagd

Ja, es gibt Missstände bei der Jagd. Genauso wie es verantwortungslose Raser auf Deutschlands Autobahnen gibt, gibt es auch Jäger, die sich bei der Ausübung der Jagd beschissen verhalten. Diese Missstände zu kritisieren und versuchen zu vermeiden ist in Ordnung. Aber genauso, wie es keinen Sinn macht, das Autofahren zu verbieten, nur weil es gefährliche Raudis gibt, macht es keinen Sinn das Jagen zu verbieten, nur weil es auch dort Raudis gibt.

Gegen die Missstände bei der Jagd bin ich selbst. Hier ziehe ich mit Jagdgegnern am gleichen Strang. Vergehen gegen das Tierschutzgesetz, gegen das Jagdrecht und nicht waidmännisches Verhalten ist nicht Ordnung und muss ggfs. auch verfolgt und geahndet werden. Das aber wiederum ist kein Argument gegen die Jagd als solches.

Häufige Argumente gegen die Jagd

Argument: Jagd ist Tierquälerei

Das ist falsch! Der Schuss des Jägers trifft das Tier völlig unvorbereitet. Es stirbt innerhalb von wenigen Sekunden und verspürt dabei aufgrund der Schockwirkung keinen oder nur kurz und wenig Schmerz.

Jedes Tier dagegen, dass im Schlachthof getötet wird, erleidet höchsten Stress und Todesangst. Das trifft weitestgehend auch auf Tiere aus Biohaltung zu, sofern es nicht auf der Weide getötet wird.

Und wer glaubt, die Natur ist total lieb und lässt alle Tiere durch friedliches Einschlafen sterben, täuscht sich gewaltig. Die Natur ist grausam. Meistens erfolgt der Tod eines frei lebenden Tieres nicht ohne Qual. Jedes Wildtier stirbt irgendwann und entweder verendet es elendig und langsam weil es alt, verletzt, von Parasiten gequält oder krank ist oder wird vorher durch Raubtiere (Fuchs, Wolf, Luchs, Wildkatze oder Greifvogel) gerissen. Wer schon einmal gesehen hat, wie ein Krokodil durch die sogenannte Todesrolle dem gerissenen Tier die Gliedmaßen vom Körper „abdreht“, weiß, was ich meine. Auch ist das Leiden durch Flucht und Todesangst meist sehr viel größer als durch die Jagd. Und vor allem ist der Tod in der Natur bei weitem nicht immer schnell. Wer das bezweifelt, möge sich folgendes Video ansehen bei dem ein Zebra bei lebendigen Leib von Hyänen gefressen wird. Wer glaubt, das passiert nur in Afrika, der irrt. Das gleiche passiert auch z.B. mit Rehkitzen durch Füchse, bei Jungvögeln durch Elstern usw. bei uns in Deutschland.

Argument: Jäger sind Mörder

Das ist falsch! Wären Jäger Mörder, säßen sie im Knast. Die Aussage „Mörder“ im Zusammenhang mit der Jagd ist eine rein emotionale Hetzäußerung. Durch die Verwendung des Begriffs „Mörder“ soll ohne Argumente suggeriert werden, dass Jagd etwas böses ist. Im Übrigen wären dann rund 84% der Bevölkerung der „Beihilfe zu Mord“ schuldig, denn so viele Menschen in Deutschland essen Fleisch.

Argument: Ohne Jagd geht es auch, siehe 40 Jahre Jagdverbot in Genf

Als beliebtes Beispiel von Jagdgegnern wird immer wieder der Schweizer Kanton Genf aufgeführt, der seit 40 Jahren (angeblich) Jagdfrei sein soll. Richtig ist, dass in der Genfer Verfassung folgender Gesetzesparagraph eingefügt wurde: Artikel 178A(69) Absatz 1 verbietet „…die Jagd auf Säugetiere und Vögel in jeglicher Form auf dem ganzen Genfer Territorium.“ Das stellt in der Tat ein Verbot der Jagd dar. Gerne wird von den Jagdgegnern aber übersehen, dass Absatz 2 das Verbot wieder teilweise aufhebt: „Die Regierung kann, gestützt auf die Beschlüsse einer vorberatenden Kommission, bestehend aus Tier- und Naturschutzkreisen, das Jagdverbot zu Regulierungszwecken aufheben.“

Das wird auch fleißig getan. Rund 12 hauptamtliche „Umwelthüter“ gibt es, die überwiegend im Verborgenen (vorwiegend in der Nacht), Jagd auf Wildschweine machen, weil es eben doch notwendig ist, sie zu bejagen. Durchschnittlich werden dabei pro Jahr 350 Sauen erlegt. Also ca. 30 Stück pro Umwelthüter und Jahr! Soviel erlege ich bei weitem nicht pro Jahr. (Siehe auch Die Wahrheit vom jagdfreien Genf)

Stellen wir doch einmal eine Rechnung auf: Der Kanton Genf hat eine Fläche von 282 km². Die Hälfte davon ist sogar Stadtgebiet. Dafür werden 12 staatliche Jäger benötigt. Deutschland hat eine Fläche von 357.000 km². Davon ist sogar weit weniger als die Hälfte Stadtgebiet, aber lassen wir das mal beiseite. Auf den Kanton Genf umgerechnet bräuchte man in Deutschland folglich 15.191 staatliche Umwelthüter. Die würden dann, bei 30 erlegten Schweinen pro Jahr folglich 455.744 Wildschweine erlegen. Das entspricht also in etwa der Jagdstrecke von 475.000 Wildschweinen, die im Jahre 2014 in Deutschland erlegt wurden.

Nimmt man jetzt einmal an, ein Jagdhüter inklusive Ausrüstung und Nebenkosten würde pro Jahr 65.000 € pro Jahr kosten (was, wenn man alle Kosten berücksichtigt, eher viel zu tief gegriffen ist), so würden diese Jagdhüter den Steuerzahler pro Jahr mehr als 911 Mio € kosten! Fast eine Milliarde €! Wo sollten die 911 Mio € herkommen, die für staatliche Jäger nötig wären? Wir Jäger bezahlen sogar noch dafür, dass wir jagen dürfen. Das Staatssäckel wird also durch die Einnahmen der Bundes- und Landesforsten befüllt statt belastet. Ist es also nicht besser, es weitgehend so zu belassen wie es ist und das eingenommene Geld sinnvoll zu verwenden? Darüber hinaus sind doch ganz besonders wir Jäger für eine artenreiche Vielfalt. Wir lieben schließlich die Natur und die Tiere in ihr.

Übrigens: Zusätzlich zu den Kosten für die Wildhüter kommen in Genf noch die Ausgleichszahlungen an Landwirte für Schäden durch Feldhasen (30.000 bis 60.000 Franken pro Jahr) und durch Rehe (20.000 bis 80.000 Franken pro Jahr) dazu.

Argument: Das Bundesjaggesetz wurde von den Nazis gemacht

Das ist falsch! Die Grundlagen für das Jagdrecht wurden 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung in die Wege geleitet. Später erarbeitete der sozialdemokratische preußische Ministerpräsident Otto Braun, zusammen mit Ulrich Scherping mit der „Preußischen Tier- und Pflanzenschutzverordnung vom 16. Dezember 1929“ die Grundlagen des noch heute gültigen Bundesjagdgesetzes. Dieses einheitliche deutsche Jagdrecht wurde und wird auch im Ausland als vorbildlich angesehen. Herman Göring übernahm diese bestehende Verordnung von 1929 nahezu unverändert im 1934 verabschiedeten Reichsjagdgesetz.

Das derzeit gültige Bundesjagdgesetz stammt aus dem Jahr 1952 und beruht im Wesentlichen auf den vorbereitenden Arbeiten von 1848 und 1929. Es wurde 1976 und 2011 überarbeitet.

Argument: Theodor Heuss hat gesagt: »Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. «

Gerne wird immer wieder Theodor Heuss mit diesem Zitat herangezogen. Die Sache hat zwei Haken:

  1. Das Zitat ist schlichtweg falsch. Aber viele Websites von Jagdgegnern wiederholen gerne ungeprüft diese „Aussage“. Was soll das also? Gut recherchierte und sachliche Argumentation geht anders. Richtig ist, dass Theodor Heuss kein Jäger war und der Jagd vermutlich skeptisch gegenüber stand, dieser aber in Erfüllung seiner Amtsgeschäfte beiwohnte und sie mit einer gewissen Ironie betrachtete.
  2. Wo ist das Argument? Selbst wenn es so, wie auf vielen Seiten von Jagdgegnern immer wieder „zitiert“ so von Theodor Heuss gesagt worden wäre, so wäre dies lediglich eine Meinungsäußerung einer Person. Walter Scheel, ebenfalls ehemaliger Bundespräsident, war passionierter Jäger. Viele andere Ministerpräsidenten und Bundesminister tun oder taten es auch.

Argument: Man darf Tiere nicht töten

Das ist ein Argument, dass ich, auch wenn ich es naturgemäß anders sehe, unter Umständen schlüssig finde. Manche Menschen sind der Meinung, dass der Mensch generell nicht das Recht hat, Tiere zu töten. Wenn das jemand so für sich sieht, kann ich das akzeptieren. Was ich aber nicht akzeptieren kann, dass einige dieser Menschen sich das Recht herausnehmen, dies zum für alle gültigen „Gesetz“ zu deklarieren. Wer gibt ihnen das Recht dazu? Der Gesetzgeber nicht und offensichtlich auch nicht die Mehrheit der Bevölkerung, die bekanntlich Fleisch ist. Woher also nehmen sie sich das Recht dazu? Nur weil sie es so sehen?

Die Jagd auf Tiere um Fleisch zu essen ist eine naturnahe Handlung. Jäger sind der Natur sehr nahe. Sie praktizieren etwas, was in der Natur allgegenwärtig ist. Zur Natur gehört Fressen und Gefressen werden. Warum soll es dann falsch sein, Tiere zum Zwecke des Essens zu töten? Das ist natürlich!

Fleisch essen aber gegen die Jagd sein?

Erstaunlich ist, dass manchmal auch Leute, die selbst Fleisch essen, gegen die Jagd sind. Wie bitte? Es kann doch nicht richtig sein, dass nur, weil andere die blutige Arbeit des Schlachten, Aufbrechen (Ausweiden) und Zerwirken (Zerlegen) übernehmen und man Fleisch einzig nur konsumiert, dass dies moralisch besser sein soll, als das Wild selbst zu jagen und zu essen.

Jagd ist wichtig

Die Jagd ist wichtig und Argumente dafür gibt es viel. Auch der NABU bekennt sich zur Jagd. In seinem Positionspapier bekennt sich der NABU „ausdrücklich zu einer naturverträglichen Jagd als eine legitime Form der Landnutzung, wenn sie den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht und ethischen Prinzipien nicht widerspricht. So muss das erlegte Tier sinnvoll genutzt werden, die bejagte Art darf in ihrem Bestand nicht gefährdet sein und zum Zweck der Jagd nicht aktiv gefördert werden, Störungen in der Brut- und Aufzuchtzeit von Wildtieren sind zu reduzieren und natur- und artenschutzrechtliche Regelungen zu beachten.

NABU und die Jägerschaft (eine einheitliche Jägerschaft, die gemeinsame Vorstellungen haben, gibt es sowieso nicht) haben zwar unterschiedliche Meinungen über die Regelung der Jagd. Aber das ein so großer Naturschutzverband wie der NABU die Jagd grundsätzlich befürwortet zeigt doch, dass die Jagd wichtig ist.

Fazit

Keiner muss die Jagd mögen. Aber deshalb mit falschen und diffamierenden Argumentationen einen Feldzug gegen die Jagd führen ist – gelinde gesagt – unseriös.

Man kann ganz allgemein gegen das Töten von Tieren sein. In Ordnung. Kann ich akzeptieren. Dann haben wir in diesem Punkt unterschiedliche Meinungen.

Pig-breeding-factoryAber: Fleisch essen und gegen die Jagd sein, ist absurd. In Deutschland wurden im Jahr 2014 z.B. insgesamt über 58 Millionen Schweine geschlachtet (Quelle: Statistik der gewerblich geschlachteten Tiere seit 2009). Die überwiegende Mehrheit davon stammt aus qualvoller Massentierhaltung. Dem steht eine Jagdstrecke von knapp 475.000 Wildschweinen gegenüber (Quelle: Jagdstrecke in Deutschland), die bis zum Tag der Erlegung in Freiheit gelebt haben. Ich frage mich, warum die Hetze gegen die Jagd? Wäre es nicht sinnvoller, gegen die unerträglichen Zustände der Massentierhaltung vorzugehen, anstatt alle Jäger zu diffamieren?

Und deshalb frage ich mich, liebe Jagdgegner, wäre es nicht sinnvoller, gegen Massentierhaltung zu sein statt uns Jägern immer wieder die selben Argumente um die Ohren zu hauen? Wäre es nicht besser gemeinsam gegen Missstände bei der Jagd zu sein, anstatt sie wegen einiger Missstände ganz abschaffen zu wollen? Sie wollen doch auch nicht das Autofahren verbieten, nur weil es auch Missstände im Straßenverkehr gibt, oder?

 

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