„Jägerhandwerk“ – ein ganz besonderes Buch

Letztens habe ich von einer Jägerin ein vielversprechendes Buch geschenkt bekommen. Alleine die Haptik des Buches ist ansprechend und qualitativ hochwertig. Eine schöner, fester Einband und gutes Papier zwischen den beiden Buchdeckeln vermitteln sofort einen einladenden Eindruck. Das Bild auf der Titelseite, es zeigt eine in den Händen gehaltene Kipplaufwaffe, ist nicht reißerisch, sondern für das Buch angemessen und vor allem irgendwie passend. Aber ist auch der Inhalt so vielversprechend wie der erste Eindruck?

Zunächst zum Autor: Bruno Hespeler war lange Jahre Berufsjäger und Revierleiter im Allgäu. An Erfahrung dürfte es ihm also nicht fehlen. Und das merkt man dem Buch sofort an. Von der ersten bis zur letzten Seite geht der Autor mit viel spürbarer Erfahrung auf den Jagdalltag ein, zeigt häufig begangene Fehler auf und beschreibt nachvollziehbar, wie diese zu vermeiden sind. Dabei scheut er auch nicht, alte Traditionen und Gebräuche in Frage zu stellen, wenn diese ihren Sinn und Zweck verfehlen oder inzwischen überholt sind. Häufige Fragen des Jagdalltages, zum Beispiel „Warum sieht man immer weniger Rehe?“ geht er sachlich, aber auch mit einer kleinen Prise Humor auf die Spur und zeigt auf, woran es liegen könnte. Dabei wirkt er nie überheblich oder arrogant.

Inhaltlich beginnt das Buch mit dem Ort, auf dem die meisten Jäger ihre Hauptzeit verbringen, den Ansitzeinrichtungen. Er beschreibt, warum diese oft an der falschen Stelle aufgestellt wurden und werden, was bereits beim Bau zu beachten ist und liefert wertvolle Hinweise zum Beziehen der Ansitzeinrichtungen. Das wird, wie in allen Kapiteln, durch passende Abbildungen unterstützt. Anschließend geht er detailliert auf das Verhalten des Wildes (im Wesentlichen Schalenwild) ein und zeigt auf, warum das Wild so reagiert, wie es reagiert. Auch hier wird unmittelbar das eigene Verhalten hinterfragt und aufgezeigt, was besser gemacht werden kann. Dem folgt ein Überblick über den Einfluss der modernen Technik in der Jagd und zeigt auf, wie sich diese auf den Jagdalltag auswirkt. Aber auch Hege und Wildverwertung werden beschrieben.

Wichtig ist dem Autor, nicht einmal mehr, bereits zigfach beschriebene Lehrmeinungen wiederzugeben sondern eigene und für viele Jäger sicherlich neue und überraschendes Wissen zu vermitteln. Der Textanteil ist hoch. Bilder sind zwar sparsam aber völlig ausreichend vorhanden. Bruno Hespeler will vielmehr wichtige, praktische und teils überraschende Tipps für den Jagdalltag geben. Und das ist ihm gelungen. Das Buch mit seinen gut 300 Seiten liest sich gut und es macht Spaß, es zu lesen. Meine Antwort auf die eingangs gestellte Frage, ob das Buch hält, was es verspricht, lautet deshalb eindeutig: Ja. Es ist ein großartiges Buch und ich möchte dem Autor herzlichst danken für das Werk.

„Jägerhandwerk“, Bruno Hespeler

2015, Österreichischer Jagd- und Fischerei-Verlag

ISBN 978-3-85208-129-8